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Die System-Apokalypse

Der Preis des Überlebens (Die System-Apokalypse #3)

Der Preis des Überlebens (Die System-Apokalypse #3)

Written by: Tao Wong
Narrated by: Alexander Ballinger
Audiobook Length: 10 Stunden 19 Minuten
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=Kapitel 1=

Die Reue ist ein Teil des Lebens, und alle von uns gehen auf unterschiedliche Weise damit um. Worte, die niemals ausgesprochen werden sollten, Hiebe, die man besser nicht ausgeteilt hätte. Zorn, den man nicht unterdrücken sollte. Man kann das Handeln oder die Passivität bereuen, so dass sich die Welt mit Schmerz und Enttäuschung füllt, weil man bestimmte Dinge getan oder nicht getan hat.
Momentan bereue ich, dass ich aufgestanden bin, um an diesem Treffen teilzunehmen.
„Helft ihr mir?“, knurre ich, während ich nach einem seltsamen Schlangen-Kuh-Hybridwesen trete und dem nächsten in den Bauch schieße. Ich stehe inmitten eines Monsterschwarms bei der Abzweigung nach Carcross, umgeben von Hakarta, die kaum einen Finger rühren. Was mich alles andere als glücklich macht. Wirklich nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass während unseres Gesprächs ein Schwarm auftaucht, wäre ich natürlich nicht hergekommen. Aber manche Dinge lassen sich nun einmal nicht steuern.
Major Labashi Ruka, der Raumsöldner-Orc und mein früherer Quasi-Arbeitgeber, grinst mich zur Antwort nur an. Labashi schleudert mit seiner Schildhand einen Stein mit derartiger Wucht, dass das improvisierte Projektil den Kopf eines Schnee-Karibus durchschlägt, woraufhin dieses sofort zu Boden stürzt. Der Major und die Mehrheit seiner Soldaten sind dem uns umgebenden Monsterschwarm levelmäßig deutlich überlegen. Es wäre für mich nicht von Nachteil, wenn sie sich endlich dazu aufraffen könnten, mir zu helfen. Stattdessen scheint Labashi darauf zu bestehen, dass ich weitere Informationen liefere.
„Das ist also der fünfte Schwarm?“, sagt Labashi in dem britischen Oberschichtakzent, der ihm vom System verliehen wurde.
Ein weiterer Hirsch weicht ihm aus, statt auf ihn loszustürmen und kommt dadurch direkt auf mich zu. Dahinter traben weitere Monstergruppen über den Schnee. Der Schwarm rennt, springt und fliegt aus alten Zonen in neue, die weniger gefährlich sind. Seit das System die Erde als Dungeonwelt markiert hat, sind Monsterschwärme zu einem alltäglichen Bestandteil unseres Lebens geworden. Mana erzeugt Monster, die um die Kontrolle manareicher Zonen kämpfen. Lässt man die Monster einer Zone zu lange unbehelligt, vertreiben die stärksten Wesen die niedrigstufigeren und lösen dadurch einen enormen Dominoeffekt aus.
Ich weiche dem Hirsch aus, dessen Kopf gegen den Schutzschild von Sabre – meine Kombination aus Mech und Motorrad – stößt, bevor ich einen schnellen Schuss aus dem Inlin-Gewehr auf eine andere Bedrohung abfeuere. „So ungefähr.“
„So ungefähr?“
Neben Labashi stehen die restlichen Mitglieder seines Trupps, schließen Wetten ab und kämpfen während des Wartens mühelos mit bloßen Händen, um ihre Stärke zu demonstrieren.
„Ja. Der Fünfte! In letzter Zeit ist es ziemlich hektisch geworden“, raunze ich, während ich in rascher Abfolge die nächsten drei Hirsche erschieße. Sprengpatronen aus dem Inlin reißen Löcher in die Monster und schrecken sie davon ab, sich uns weiter zu nähern. „Die Schwärme kommen immer schneller.“
„Überrascht mich nicht. Was ist mit euren Abwehrstellungen?“
„Die verbessern sich. Die ersten Wesen waren extrem niedrigstufig. Diese Typen hier ...“, fauche ich und packe einen Bärenmarder mit Level 24, bevor er sich in meinen Helm verbeißen kann. Ein durch die Servomotoren der Panzerung unterstützter Wurf schleudert das Monster auf weite Distanz, wo es bei der Landung von anderen aufgespießt wird. „Sind etwas schwieriger als der letzte Schwarm.“
„Steigen eure Jäger im Level auf?“ Labashi stellt weiterhin Fragen über die Siedlung.
Vor einigen Monaten unterzeichnete ich einen vom System durchgesetzten Vertrag, der mich verpflichtete, dem Major alle gewünschten Informationen über Whitehorse zu liefern. Ich erhalte im Gegenzug Credits, aber obwohl jeder weiß, dass ich für ihn spioniere, fühlt sich all das irgendwie schmutzig an.
Über uns hockt Ali in seinem üblichen orangefarbenen Overall im Schneidersitz, hält eine Schüssel Popcorn und starrt auf einen Systembildschirm, der nur für ihn sichtbar ist. Ich könnte meinen braunhäutigen Systembegleiter ja fragen, was er sich da ansieht, aber vermutlich ist es nur eine alberne Reality-Fernsehserie. Neulich hat er sich für Immobilienkäufe und Renovationen interessiert, aber ich bin mir sicher, dass er inzwischen von anderen Themen fasziniert ist. Eigentlich sollten mir seine Mätzchen auf die Nerven gehen, aber ich habe mich schon verdammt gut an sie gewöhnt. Na ja, nicht ganz. Sie gehen mir immer noch auf die Nerven.
„Ganz gut. Die meisten sind vom Level her Mitte der 30er, und mittlerweile nehmen sie ihr Training wirklich ernst. Diese Verschiebungen haben es deutlich einfacher gemacht, Monster im passenden Level zu finden.“ Ich ducke mich unter einer Elster, die lichterloh brennt. „Dieser Schwarm bereitet ihnen eventuell ein paar Probleme, aber sie sollten es schon schaffen.“
Das erklärt auch, warum ich mein Bestes tue, möglichst viele dieser Wesen zu töten, zu verstümmeln oder zu verscheuchen, bevor sie Whitehorse erreichen. Je weniger dieser Monster übrigbleiben, umso weniger muss die Stadt bekämpfen und desto leichter fällt es ihnen. Und da das verdammte System während der Monsterschwärme unseren Erfahrungszuwachs verringert, steigt dabei auch niemand groß im Level auf. Andererseits könnten die vom System erzeugten Quests zur Sicherung der Stadt diesen Verlust an Erfahrungspunkten wettmachen – wenn ich in der Stadt gewesen wäre.
In den zehn Monaten, seit die Welt sich unter einer Reihe blauer Bildschirme voller Systembenachrichtigungen veränderte, haben wir fast neunzig Prozent der Menschheit und unsere gesamte Elektronik verloren. Auf der Erde herrschen plötzlich wieder Zustände wie zu Beginn des 20. Jahrhundert, da empfindliche elektronische Geräte und hohe Manapegel sich nicht gut vertragen – es sei denn, die Geräte wurden speziell für diesen Zweck konstruiert. Ich habe diese Weiterentwicklung miterlebt, während ich im Kluane National Park zeltete. Zum Glück erhielt ich aufgrund meines Standorts einige zusätzliche Bonusfähigkeiten vom System.
Ohne Elektrizität, ohne den Großteil unserer Maschinerie und mit überall auf der Welt erscheinenden Monstern entwickelte sich das Überleben für alle zu einem wilden Gerangel. Um möglichst viele Menschen am Leben zu erhalten, musste ich leider gewisse Abmachungen mit Personen treffen, von denen ich mich besser ferngehalten hätte.
„Was macht ihr überhaupt hier?“, sage ich und hacke einem Monster mit dem seelengebundenen Schwert, das ich in meiner Hand erscheinen lasse, den Kopf ab. Einer der besten Aspekte meiner Klasse besteht darin, dass ich eine Waffe an mich binden konnte. Sie steigt mit mir im Level auf und wird stärker und schärfer. Zudem erscheint und verschwindet sie auf Befehl, was zu einigen wirklich interessanten Kampftaktiken führt.
„Ich habe keine dieser belgischen Pralinen mehr.“
Blödsinn. Da ich meine Schokolade im Shop kaufe, könnte er sich dort welche besorgen. Was mit einer ausreichenden Anzahl Credits kinderleicht ist. Hey, im Shop ist alles käuflich – und ich meine wirklich alles. Geheimnisse, Klassen, Fertigkeiten, Ausrüstung und mehr. Ich habe sogar gehört, dass es im Shop Abteilungen gibt, um intelligente Wesen unter Kontrakt zu nehmen. Eine Art von Knechtschaft, wenn auch keine direkte Sklaverei.
„Was soll der Mist?“
„Ich bin ja kein Yerick“, sagt Labashi, womit er die Minotauren meint, die sich in der Stadt angesiedelt haben. „Und eure anderen Besucher?“
„Xev und Sally?“ Ich stelle mich dumm, obwohl ich nicht erwarte, damit durchzukommen. Xev ist ein enormes Spinnenwesen, das selbst Erwachsene einschüchtert und Sally eine winzige, fröhliche Gnomfrau mit einer extrem scharfen Zunge. Diese beiden galaktischen Wesen sind Labashi und seinem Arbeitgeber wohlbekannt.
„Nein. Die Kapre.“
„Oh. Die.“ Ich seufze.
Die Kapre sind eine kürzlich erschienene Gruppe von Einwanderern, entrechtete Außerirdische, die unter der Brutalität des Systems gelitten hatten. Im Gegensatz zu den Yerick haben sie nie einen eigenen Planeten besessen – sie waren lediglich eine von vier Rassen auf ihrer Heimatwelt. Nach der Integration ihres Planeten ins System verbreiteten sie sich in einem verzweifelten Rennen über den galaktischen Kern, um relevant zu bleiben und im Level aufzusteigen. Alle Kapre sind groß – etwa zwei Meter zehn – und haben längliche Gesichter sowie eine braune, borkenartige Haut. Seltsamerweise sind sie ausnahmslos bärtig und wirken männlich, zumindest für menschliche Augen. Alle von ihnen.
„Es geht ihnen gut. Glaube ich. Schwer zu sagen. Sie haben die Hügel am Long Lake übernommen, gleich hinter Riverdale, und sind kaum in Kontakt mit uns. Menschen ist das Betreten dieses Gebiets nicht direkt verboten, aber wir sind dort auch nicht gerade willkommen.“
„Wir?“
„Die Stadt.“
„Also seid ihr jetzt ein wir geworden“, murmelt Labashi und packt beiläufig das Gesicht eines tigerähnlichen Monsters, das ihn zu zerfleischen versucht. Messerscharfe Klauen prallen einfach von seiner Panzerung ab, was beeindruckend ist, da die meisten Körperpanzer durch solche Angriffe beschädigt würden. Ich habe das Gefühl, dass hier die Stärke und Robustheit der Panzerung durch eine Art Skill verbessert wird. Das sollte ich mir bei Gelegenheit näher ansehen.
„Ja.“ Ich schwinge meine Klinge und rufe meine eigene Fertigkeit auf. Eine Energiewelle fließt nach vorn, durchschneidet Monster und schleudert die stärkeren zur Seite. Klingenhieb, meine durch Anime-Filme inspirierte, vom System erzeugte Fertigkeit – oder eher umgekehrt, falls ich die Funktionsweise richtig verstanden habe.
„Interessant. Tja, ich glaube, dass wir nun alles haben, was wir brauchen“, sagt Labashi und hebt die Hand. Einen Augenblick lang wird diese von Licht umflossen, dann ruft er den Himmel herab.
Blitze schießen aus dem klarem Himmel und vernichten den Schwarm. Mein Helm flackert automatisch und kompensiert die Lichtüberlastung. Als ich mich wieder gefangen habe, entfernen sich die Hakarta bereits.
„Hey! Junge, die sind immer noch unterwegs“, ruft Ali und bringt meine Gedanken in die Gegenwart zurück.
Die Monster in meiner Nähe sind tot, so dass den Hakarta mehr als genug Zeit bleibt, sich unbehelligt abzusetzen. Aber weitere Monster sind im Anmarsch, und ich weiß, was ich tun werde. Ich lasse mein Schwert in der Hand erscheinen und warte lächelnd, während ich die heranstürmenden Monster betrachte. Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.

***

Zwei Stunden später ist der Schwarm endlich verschwunden. Ich seufze und gebe im Geiste den Befehl, der dafür sorgt, dass sich der Helm in einen schwarzen Ring um meinen Hals zurückzieht. Als ich mich gegen die hölzerne Wand meines Forts lehne, spüre ich die angenehm kalte Luft. Na ja, eigentlich ist es nicht mehr mein Fort, da der Rat es schließlich übernommen hat. Seltsam – sobald der Erweiterte Rat der Stadt von Lord Roxley ratifiziert wurde, schickte man Leute hierher, die das Fort in die Stadt integrierten. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas möglich ist – und diese Leute anscheinend auch nicht. Der Rat machte mir zudem klar, dass ich diese Struktur nicht mehr in meinen Besitz bringen soll, was ich als fair betrachte. Schließlich fehlt es mir an Ressourcen, um das Fort zu dem zu machen, was es sein könnte und müsste.
Es erfordert nur einen telepathischen Befehl, damit Sabre sich öffnet und wieder in den Motorradmodus wechselt. Ich trete einen Schritt zurück und starre den klaren Winterhimmel an, bevor ich die frische Luft tief einatme. Es ist -20° Celsius – kalt genug, um die Kälte zu spüren. Aber das ist nicht der Fall und wird es auch in Zukunft nicht sein. Nur ein weiteres verdammtes Geschenk des Systems. Außerdem habe ich die Fähigkeit, immer wieder zu töten, ohne Bedenken, Zögern oder Reue.
Ich lehne mich zurück, betrachte den Himmel und blicke gelegentlich zu Ali, der die vom System generierte Beute für mich einsammelt und die Leichen dann in meinen transdimensionalen Speicher schiebt. Während ich mich zurücklehne, frage ich mich, seit wann ich beim Töten von Monstern nichts mehr empfinde. Meine Hände bewegen sich, ziehen einen Schokoriegel hervor und stecken ihn in meinen Mund. Ich schmecke die Schokolade kaum, als ich körperlich und seelisch betäubt nach oben blicke. Schweigen senkt sich auf das Fort hinab. Ich weiß, dass dieser Moment des Friedens nicht von Dauer ist, da sich die Lage nach Labashis Auftauchen zuspitzen wird.

Product Details

Release Date:

Pages: 373

Genre: LitRPG Sci-Fi

eBook ISBN: 9781989994054

Language: German

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About Der Preis des Überlebens (Die System-Apokalypse #3)

Signiert von Tao Wong. Dieser Artikel wird in 4-6 Wochen versandt, je nach Lagerbestand und externen Versandfaktoren.

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Die Onlivik-Sporen sind besiegt und der Dungeon wurde gezähmt, aber der Preis dafür war hoch. John und seine Freunde sind von den Verlusten geschockt, aber der Countdown zur vollen Aufnahme ins System läuft weiter. Aufgrund der Drohungen durch ins System integrierte Rassen und neue, stärkere Monster muss John sich etwas einfallen lassen, damit er und die Stadt überleben können.

Der Preis des Überlebens ist Buch 3 der System-Apokalypse. Dieser apokalyptische LitRPG/GameLit-Roman vereint die Gegenwart, Science Fiction und Fantasy-Elemente und besitzt Elemente der Spielmechanik.

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