Die brennende Küste (Die System-Apokalypse #5)
Die brennende Küste (Die System-Apokalypse #5)
Narrated by: Alexander Ballinger
Audiobook Length: 11 Stunden 48 Minuten
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=Kapitel 1=
Ich habe einen Salamander angelockt, der mindestens vierzig Levels höher war als ich. Ich habe erlebt, wie ein Meister-Medium versucht hat, mein Gehirn zu zerstören. Meine Güte, ich habe es sogar mit einem Drachen aufgenommen. Ich habe Katastrophen und Krisen bewältigt, kämpfte und blutete und bin öfter fast gestorben, als ich zugeben möchte. Aber dennoch würde ich lieber all das erneut erleben, als noch eine Minute in diesem Konferenzraum zu verbringen.
„Elektronische Wahlen sind die reinste Komödie! Wir können die Auszählung nicht dieser KI anvertrauen!“, sagt Christian Hecker, Level 38 Infanteriesoldat und ehemaliger CEO einer Goldabbaufirma, während er sich vorwärts lehnt. Der braunäugige und grauhaarige weiße Mann in seinen Mittsechzigern führt heute kein Gewehr mit, trägt aber ein Schwert über den Rücken und eine Pistole an der Hüfte.
Ich beobachte den alten Knacker, der die Ehre von Kim – meiner KI – beschmutzt und frage mich, was dahinter steckt. Ich habe schnell gemerkt, dass Christian immer Hintergedanken hat.
„Wir werden keine direkte demokratische Wahl durchführen“, raunzt Damian. Der Level-22-Gutachter dreht einen Kuli in seinen Fingern herum, da ihn unsere Anwesenheit offensichtlich nervös macht. Er ist der niedrigstufigste Teilnehmer hier, auch wenn er nun schneller aufsteigt, seit die Dreizehn-Monde-Sekte verschwunden ist. Aber als Vertreter der Plünderergruppe hat er dennoch ein Recht, hier zu sein. Ein Recht, das ich durch den Abbruch einer Sitzung durchgesetzt hatte, in welcher er sich „notgedrungen verspätet“ hatte. „Das würde euch Leuten nur die Gelegenheit geben, alle Sitze mit euren Freunden zu besetzen.“
„Euch Leuten?“ Anika hebt eine graziöse, gezupfte Augenbraue. Ms. Kapoor, Level 39 Beschwörer, ist eine der wenigen Nichtweißen im Raum.
„Ich glaube, er meint alle, die nicht zu den Dungeonforschern gehören“, antworte ich Anika und lächle amüsiert über Damians unbeholfene Ausdruckweise.
Sie neigt ihren Kopf und scheint etwas besänftigt zu sein. Ehrlich gesagt zeigt mir die Tatsache, dass sie sich über solche Worte aufregt, wie pingelig sie ist. Aber meine Rolle besteht nicht darin, zu verurteilen, sondern zu beruhigen.
„Rationierte Sitze sind einfach falsch“, sagt Tsien Wuji. Er ist ein Level-39-Ingenieur, der sich auf den Tiefbau konzentriert. Zudem ist er ein einflussreiches Mitglied der nichtkämpfenden Klassen, Damiens Kollege, und der gesprächigere ihrer beiden Vertreter.
„Reservierte“, sagte Leo Brand seufzend und bedeckt sein Gesicht mit der Hand.
Einige im Raum lächeln, als Leo wieder einmal eine Wortverwechslung von Wuji korrigiert. Leo war früher Notaufnahmearzt und ist jetzt ein Doktor, der einen Großteil seines Berufs für überflüssig hält. Schließlich heilt man im System, wenn man nicht tot ist. Und da er zugibt, ein Feigling zu sein und deshalb nicht in den städtischen Dungeon geht, weiß er nicht so recht, was er eigentlich mit sich anfangen soll.
„Warum kaufst du dir nicht endlich ein Sprach-Upgrade im Shop? Ich bezahle es sogar“, sagt Anika und rollt wieder mit den Augen.
„Nicht nötig. Verschwendet Geld“, weist Wuji ihr Angebot erneut zurück.
„Wir können diese Farce von einer Regierung nicht mehr fortsetzen. Meine Leute wollen Ergebnisse sehen!“, sagt Christian, der das Wortgeplänkel ignoriert und seine Ziele verfolgt. „Sie haben es satt, keinen Einfluss auf die Entscheidungen zu haben, die ihre Stadt betreffen.“
„Farce?“, sagt Ali, der sichtbar neben mir schwebt. Der sechzig Zentimeter große Geist kichert leise. Seine olivbraune Haut kontrastiert sehr gut mit seinem dunklen Anzug und seinem cremefarbenen Hemd. „Hast du den Jungen eine Farce genannt?“
„Farce?“, flüsterte Wuji Leo zu. Sein Freund lehnt sich zu ihm und erklärt das Wort.
„Ich betrachte diese nicht gewählte Regierung, die tyrannische Herrschaft deines Jungen, als eine Farce“, sagt Christian.
Bei unserem ersten Treffen war Christian der weniger aggressive der beiden Kampfklassen Anführer gewesen. Aber in der vergangenen Woche war in unseren Verhandlungen die falsche Freundlichkeit verschwunden, die er an den Tag legte, bevor ich seine subtile Manipulation und später seine Bestechungsversuche ablehnte.
„Es ist eindeutig besser als was wir bei der Dreizehn-Monde-Sekte hatten“, sagt Anika durch den lauten Konferenzraum gestikulierend. Diese Geste schließt auch meine einzige Unterstützung in diesem Raum ein – Lana, meine Freundin und die diplomatischere Hälfte meines Teams. Allerdings haben wir uns darauf geeinigt, dass sie während dieser Meetings schweigt, damit ich den Großteil der Kritik absorbiere und sie dann während der Pausen ihren Charme einsetzen kann. „Wenigstens treffen wir uns. Auch wenn uns jemand einfach nicht zuhört.“
Da mir die diversen Sticheleien schließlich auf die Nerven gehen, melde ich mich zu Wort. „Ich würde ja zuhören, wenn ihr Leute euch jemals einigen würdet.“
„Das würden wir, aber deine unvernünftigen Anforderungen lassen sich unmöglich erfüllen!“, raunzt Christian.
„Oh? Ich bitte lediglich, dass ihr zu einer vernünftigen Einigung darüber kommt, wie die Regierung aussehen soll“, sage ich. „Ich bin einzig deshalb hier, weil ihr versprochen habt, euch bis heute zu einigen.“
„Wir haben versprochen, etwas mit dir zu diskutieren“, meint Anika, deren Augen humorvoll funkeln. „Aber ich muss zugeben, wir sind bisher nicht so weit gekommen.“
„Na schön. Da ich schon mal hier bin, sollte jemand die Streitfragen zusammenfassen.“
Nach diesen Worten schweigt der ganze Konferenzraum. Die verschiedenen Mitglieder des „Rats“ sehen plötzlich in alle Richtungen außer zu mir hin. Wuji öffnet den Mund und will etwas sagen, aber Leo legt eine Hand auf seinen Arm und schüttelt den Kopf. Der ältere Chinese gibt auf, woraufhin Damian sich räuspert.
„Wir haben momentan das Problem, dass wir uns sowohl über die Zahl der Ratssitze als auch über den Wahlmodus einigen müssen. Die Dungeonforscher und ... äh ... meine Leute wollen eine Garantie, dass unsere Stimmen gehört werden. Wir weigern uns, weiterhin unser Leben zu riskieren und mehr Geld und Waren einzubringen als die, äh ...“, sagte Damian und verstummt dann.
„Du kannst sie Zivilisten nennen. Oder Arbeiter, wenn du willst“, meint Ali. „Die beste Übersetzung des galaktischen Begriffs wäre Handwerker. Das kannst du gerne verwenden, oder auch nicht.“
Damian nickt Ali dankbar zu, bevor er selbstbewusster fortfährt. „Die Handwerker wollen eine direkte Wahl, aber durch das Zahlenverhältnis zwischen Kämpfern und Handwerkern–“
„Bist du dir sicher, dass du dein Argument mit dem Einkommen begründen willst?“, sagt Anika spöttisch. „Irgendwann werden sie uns in dieser Hinsicht übertreffen, weißt du. Es würde mich nicht überraschen, wenn das von ihnen generierte Einkommen bereits höher als unseres ist, wenn man die anderen Städte mitzählt.“
„Darum geht es nicht!“, sagt Christian. „Wir wollen nur sicherstellen, dass wir nicht ins Gefecht ausgesendet und dazu gezwungen werden, Leute zu bewachen, ohne jegliches Mitspracherecht!“
Damian seufzt und blickt mich mit ernsten Augen an. „Ich muss zugeben, dass meine Leute sich auch Sorgen darüber machen. Das Plündern wird immer schwieriger und bringt immer weniger ein. Über kurz oder lang werden die meisten meiner Leute wohl Jäger oder Dungeonforscher werden. Und dann, na ja ...“
„Dann wollen wir nicht, dass die Handwerker uns in gefährliche Zonen schicken, nur damit sie besseres Handwerksmaterial erhalten. Oder dass sie uns dafür zu wenig bezahlen“, meint Anika.
„Wir das nicht tun. Shop setzt Decke fest. Boden. Haltepunkt“, sagt Wuji. „Wir zahlen guter Preis. Kriegen Rohstoffe von euch.“
„Einen guten Preis, weil ihr wollt, dass die Stadt den Einkauf subventioniert!“, raunzt Christian. „Ansonsten könntet ihr euch den galaktischen Preis für die meisten unserer besseren Materialien nicht leisten.“
Ich seufze und höre zu, wie es in einen Streit ausartet. Das ist nicht besonders überraschend. Ich hatte mir die Diskussion schon vorher von Lana erklären lassen, da sie unserer Debatte in Whitehorse ähnelt. Einfach gesagt, erhalten billige Rohstoffe vor Ort fast immer bessere Preise. Die Transportkosten ermöglichen es örtlichen Handwerkern, diese Rohstoffe zu ähnlichen, wenn nicht etwas höheren Preisen zu erwerben, als das galaktische Käufer könnten. Allerdings, und das ist wichtig, sind nicht alle hochstufigen Materialien gleich. Prozentual sind die Transportkosten für hochstufige Rohstoffe viel niedriger. Das bedeutet, dass galaktische Käufer, die sowohl zahlreicher als auch finanzkräftiger sind, oft höhere Preise zahlen können als die Einheimischen. Ein Grund dafür ist, dass die Handwerker ständig mit besserem Material umgehen müssen, um im Level aufzusteigen. Das ist auch einer der Faktoren, der die Kosten für hochstufige Verzauberungen und die Ausrüstung so steil ansteigen lässt.
Es hilft nicht, auf einer Dungeonwelt mit entsprechend höherem Manastrom auch eine größere Anzahl von spawnenden Monstern zu haben. Das bedeutet, die Menge an Handwerksmaterialien von niedriger bis mittlerer Qualität ist höher. Dies wiederum führt zu mehr Effizienz beim Transport, da galaktische Unternehmen umfangreichere Massen-Teleportationen oder größere Raumtransporter einsetzen können. Fazit – unsere Handwerker sind nicht besonders konkurrenzfähig.
„Wir müssen höhere Level erreichen!“, betont Wuji.
„Aber unsere Käufe und Verkäufe zu besteuern, gefährdet unser Leben“, sagt Anika leise. „Wir brauchen die Ausrüstung, die Klassen-Fertigkeiten. Ihr riskiert ja wohl kaum bei jedem versuchten Levelaufstieg euer Leben.“
„Wir sind also nicht so wichtig?“, sagt Leo mit neutraler Stimme. „Unsere Leben zählen nicht?“
„Ihr riskiert eure nicht“, raunzt Christian.
Ich stöhne, als ich sehe, dass sie schon wieder damit anfangen. Kaum einer merkt es, daher schlage ich mit der Hand auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit aller zu erregen. „Also, Leute. Ich muss zu einem weiteren Meeting, daher könnt ihr weiterreden. Wir sprechen uns dann nächste Woche.“
„Das ist ...“
„Nein, wir müssen –“
„Diese Verzögerungen sind inakzeptabel!“, sagt Christian und steht auf.
„Das ist nett“, sage ich lächelnd zu allen und ignoriere die diversen Proteste, während ich ein Portal öffne.
Lana und Roland, ihr gezähmter Tiger, ducken sich zuerst ins Portal. Das pechschwarze Loch im Raum verschluckt sie ohne eine Reaktion. Nach drei schnellen Schritten lasse ich die Rufe des Stadtrats hinter mir, die meine Rückkehr fordern, schließe das Portal und bin frei.
***
Ich grinse und atmete tief die süße, süße Luft der Freiheit ein.
„Igitt!“ Ich huste und spüre einen brennenden Schmerz in Kehle und Lungen.
Du wurdest vergiftet
-3 HP pro Sekunde
Dauer: (Andauernd, bis du Wolke verlassen hast)
„Wohin hast du uns gebracht?“, sagt Lana, deren Stimme durch den Helm gedämpft wird, den sie aufgesetzt hat.
Einen Moment später fährt mein Helm aus dem Kragen um meinen Hals herum aus, bedeckt mein Gesicht und säubert die Luft. Ich bin immer noch vergiftet, aber jetzt ist es nicht mehr gefährlich, da meine systemunterstützte Heilung gegen das Toxin ankämpft.
„Eigentlich bloß außerhalb Kelownas“, sage ich stirnrunzelnd, nehme das Schwert in die Hand und inspiziere unsere Umgebung. Giftwolken sind nicht normal, soweit ich weiß. Ich muss aber zugeben, dass ich seit dem Erscheinen des Systems erst dreimal hier war.
„Schwebende Giftwolke. Ich weiß nicht warum, aber sie scheint vom Wind bewegt zu werden. Kim sagt mir, dass Ausläufer die Stadt erreicht haben, aber der Schaden ist nicht besonders groß. Kinder und andere Risikogruppen bleiben in Gebäuden, aber die vorherrschenden Winde dürften die Wolke in einer Stunde wegtreiben“, sagt Ali und starrt Benachrichtigungen an, die nur er sehen kann.
„Ali sagt, sie sei natürlichen Ursprungs. Gewissermaßen. Kein Grund zur Beunruhigung“, sage ich Lana. Sie nickt entschlossen und wir laufen in Richtung der Stadt. Einen Moment später fällt mir etwas auf. „Wo ist Roland?“
„Er ist schon weg.“
„Ah ... gut.“ Ich nicke und gehe weiter. Seit sie den Tiger gezähmt hat, ist er ihr ständiger Begleiter geworden, mehr noch als die Hunde. „Ich wollte dich etwas fragen. Du bist jetzt seit einer Weile auf Level 49 geblieben. Stimmt etwas nicht?“
„Nichts Besonderes. Ich habe meine Erfahrung auf Roland kanalisiert, um seinen Level zu steigern. Du weißt doch, dass er recht niedrigstufig war, als wir ihn fanden.“
„Das ist möglich?“
„Das ist ein Vorteil, den ich als verbundener Begleiter habe. Das macht es leichter, neue Begleiter zu finden und sie zu verbessern. Das klappt aber nur, bis er meinen Level erreicht, dann steigen wir gemeinsam auf.“
„Wirst du damit weitermachen, bis er auf Level 49 ist?“, sage ich und versuche mich an Rolands momentanen Level zu erinnern – 32 oder so?
„Ich bin mir noch nicht sicher“, sagt Lana.
Ich nicke und wir gehen schweigend durch die unsichtbare Giftwolke weiter und genießen das wunderschöne, sonnenbeschienene Tal, die grünen Ebenen mit gelegentlichen Kiefern und den blau neben uns glitzernden Fluss.
„Warum hast du uns so weit draußen abgesetzt?“
„Oh ... äh ...“, stottere ich. „Na ja ...“
Lana hebt eine Augenbraue, dann nimmt die üppige Rothaarige meinen Arm und drückt ihren kurvenreichen Körper gegen meinen. „Du wolltest mit mir spazieren gehen?“
„Also ... ja. Es ist schön hier draußen. Mit Ausnahme der Wolke“, seufze ich und schüttle den Kopf. „Und wir haben schon lange ... na ja“, sage ich und verstumme dann, da es mir peinlich ist, über so etwas zu reden.
Lana lächelt und stößt ihren Helm mit einer freundlichen Bewegung gegen meinen. „Das konntest du ja nicht wissen. Es war sehr lieb von dir, und es ist immer noch schön hier.“
Ich lächle daraufhin, entspanne mich etwas und drücke den Arm, der meinen hält. Eine Weile lang kann ich es mir leisten, nur ein Mann zu sein, der mit seiner Dame spazieren geht und über den Tag spricht. Eine Weile lang kann ich die nagenden Fragen ignorieren, was die Sekte macht, ob die Herzogin nach Süden expandieren will, und was ich gegebenenfalls wegen der Amerikaner tun soll.
Eine Weile lang.
***
Kelowna hat schon bessere Tage erlebt. Die einst malerische Stadt am Fluss sieht aus der Entfernung noch attraktiv aus, aber wenn man näher kommt, bemerkt man die ausgebrannten Gebäude, die Schrottfahrzeuge und den gelegentlich braunen Rasen. Die Stadt hat eine deprimierende Atmosphäre, was durch die verlassenen Außenbezirke noch beträchtlich verstärkt wird.
Zum Glück dauert es eine Weile, bis wir die Benachrichtigung erhalten, die Stadt betreten zu haben. Die Sekte war freundlich genug gewesen, die Siedlungsgrenze auf East Kelowna zu reduzieren, und selbst da nur auf die Innenstadt beim Fluss und einen Teil östlich davon, der noch als dazugehörig betrachtet wird. Ich bin dankbar dafür, dass sie das Geld ausgegeben haben, da die Siedlung sonst noch auf der Stufe eines Dorfs wäre und die Mindestgrenze bezüglich Landbesitz nicht erreichen könnte.
Ich finde es immer noch amüsant, dass Benvoulin Church als Stadtkern dient, statt einer zentraleren Stelle. Ich bin mir sicher, dass es eine Studie mit komplexen mathematischen Analysen über die Wahl des jeweiligen Stadtkerns gibt, vor allem auf Dungeonwelten, aber ich würde mich weigern, dieses Buch zu lesen. Ich überlege noch, ob ich dafür zahlen sollte, die Kugel des Stadtkerns an eine besser geschützte und zentralere Stelle zu verlegen, aber momentan reicht die Kirche.
Als wir in die malerische historische Kirche mit ihrem hohen Turm gehen, begrüßt uns der offizielle Verwalter der Stadt. Der ältere Herr winkt mir mit seinem Gehstock zu, den er aufgrund des Systems eigentlich nicht mehr braucht und begrüßt mich mit einem Lächeln.
„John!“, sagt Kyle. „Ich hätte dich erst später erwartet.“
Kyle Reimer (Level 18 Winzer)
HP: 130/130
MP: 240/240
Zustand: Keiner
„Tag, Kyle“, sage ich lächelnd. „Ich habe mein anderes Treffen vorzeitig beendet. Sie–“ Ich starre Lana an, nachdem sie mich mit dem Ellbogen anstößt und mir einen warnenden Blick zuwirft. Nach einem Moment verstehe ich, was sie meint und wende mich wieder Kyle zu. „Na ja, hier bin ich. Gehen wir rein?“
Kyle setzt ein leichtes Lächeln auf, da er unsere Gesten beobachtet hat und daraus wahrscheinlich mehr Schlüsse zieht, als er eigentlich dürfte. Ich bin noch immer nicht an diese Anführerrolle gewöhnt, aber Lana hat recht. In einer Siedlung über eine andere zu meckern ist wahrscheinlich keine gute Idee.
„Nicht nötig. Ich habe gehört, dass ihr eure KI verbessert habt und nun Upgrades eurer Siedlungen durchführen könnt, ohne den Kern zu berühren?“, sagt Kyle.
„Ja, unser Blechgehirn ist einsatzbereit“, sagt Ali und wird sichtbar, während er kopfüber schwebt, um einen vom System generierten Fernsehschirm richtig betrachten zu können. Ali will mich nur verarschen – das zeigt die Tatsache, dass ich seinen Bildschirm sehen kann. Schon wieder.
„Gut. Dann kann ich euch ein paar Sachen zeigen“, sagt Kyle und winkt uns heran.
Ich nicke, blicke das Gebäude an und biete auch dem Gott, der sich darin befinden soll, gedankenabwesend ein kurzes Nicken. Ich glaube zwar nicht an IHN, aber mein Vater hat mir Respekt eingebläut. Und wenn ER wirklich existiert ... na ja, dann kann etwas Respekt nicht schaden.
„Erstens solltet ihr mal das Einkaufszentrum sehen. Momentan ist das unser primärer Handelsplatz ...“
Lana und ich nicken, und gehen dann zu dritt durch die Straßen zum Einkaufszentrum. Kyle quasselt weiter und erzählt uns von der Stadt und den Entwicklungen in letzter Zeit. Kelowna stellt unter den Siedlungen in meinem Besitz einen besonders interessanten Fall dar. Aufgrund der nahegelegenen Weinberge wanderte eine beträchtliche Zahl von Alchemisten, Chemikern, Biologen und anderen außerirdischen Handwerkern ein, welche die vom System verursachten Änderungen untersuchen wollten. Und diese natürlich ausbeuteten.
„Daher sind alle froh, ist die Sekte einschließlich der Außerirdischen verschwunden“, sagt Kyle dann. „Anscheinend hatte die Sekte versucht, eine Anzahl unserer frühesten Einwanderer zu vertreiben. Unser einziges größeres Problem betrifft die juristischen Aspekte der Anwesenheit so vieler außerirdischer Gruppen in der Stadt. Unsere Anwälte und Buchhalter versuchen, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gesellschaften und Organisationen zu verstehen, die Land in der Stadt gekauft haben. Dabei geht es vor allem darum, dass viele spezifische Steuerfreibeträge verlangen, von denen wir noch nie gehört haben.“
„Anwälte und Buchhalter im System? Oder nur traditionelle Vertreter dieser Berufe?“, sage ich neugierig.
„Größtenteils. Einige haben andere systemregistrierte Klassen angefangen, sind dann aber zu ihren ursprünglichen Berufen zurückgekehrt, aber die meisten davon haben zwei Klassen“, erklärt Kyle. „Es dauerte eine Weile, den ersten Level zu erreichen, aber wenigstens mussten sie ihre Kampfklasse nicht loswerden. Manche erledigen ihre Arbeit ohne die Systemklasse.“
Ich knurre zustimmend. Ich möchte auch nicht meine Kampfklasse aufgeben, um ein systemregistrierter Anwalt zu werden. In dieser Welt ist es sehr wichtig, sich wehren zu können. Während sich die Lage entspannt, werden immer mehr Fakten über das System bekannt. Kelowna erkannte früh, dass eine Doppelklasse nicht nur möglich, sondern relativ einfach war und hat die anderen Siedlungen darüber informiert. Allerdings beabsichtige ich nicht, meine Klasse zu wechseln.
„Haben sie den Skill gekauft, um ihre Erfahrung aufzuteilen?“, fragt Ali und rollte mit den Augen, als alle ihn verwirrt anschauen. „Es gibt eine Klassen-Fertigkeit namens ... äh ...“
„PORTIONSKONTROLLE.“
„Genau, Portion ... Moment mal, so heißt das nicht“, sagt Ali und blickt das von Kim, meiner KI generierte Benachrichtigungsfenster wütend an. Man hört mehrere Leute über die mürrische Reaktion des Begleitergeists kichern. „Auf jeden Fall ist das eine Fertigkeit, die der von Lana ähnelt, aber man kann sie auf sich selbst anwenden. Man kann einen Teil oder die Gesamtheit seiner Erfahrung einer spezifischen Klasse zuweisen, statt sie gleichmäßig zu teilen. Das ermöglicht es, in beiden aufzusteigen, anders als bei einem kompletten Wechsel.“
„Ich halte es immer noch für die bessere Idee, deine erste Klasse zu behalten“, sagt Lana kopfschüttelnd. „Vor allem, wenn es sich um eine Kampfklasse handelt. Es ist schwer genug, in einer Klasse aufzusteigen – aber mittendrin wechseln? Das ist der blanke Wahnsinn, vor allem aufgrund der erhöhten Anforderungen für den Erfahrungszuwachs.“
„Nicht jeder will ein Kämpfer sein, meine Liebe“, sagt Kyle mit einem Lächeln. „Die meisten von uns sind ganz froh, dass sich die Lage beruhigt. Daher wollen wir, dass dein Junge den Antrag der Abenteurergilde möglichst bald genehmigt. Sobald die sich hier etabliert haben, können wir uns ernsthaft bemühen, unsere Felder zurückzukriegen.“
„Und ihr seid froh darüber, dass so viele eurer Felder von anderen gekauft wurden?“, sage ich stirnrunzelnd.
„Froh würde ich nicht gerade sagen. Vielleicht finden wir uns damit ab? Es ist besser, als wenn auf dem Land Monster spawnen. Und du hast vielleicht bemerkt, dass wir viel mehr Leute verloren haben als andere Siedlungen. Die meisten der ursprünglichen Landbesitzer wohnen entweder nicht mehr hier oder sind tot. Daher gibt es hier eine ganze Menge galaktischer Außerirdischer und Zeitarbeiter“, sagt Kyle mit einem Achselzucken und einem Lächeln. „Die wenigen, die noch da sind ... na ja, sagen wir mal, dass manche ihre Anwesen ziemlich verbessert haben.“
Ich pruste laut, nehme ihm aber beim Wort. Letztlich will ich mich nicht ins Tagesgeschäft einmischen. Deshalb habe ich ja den älteren Herrn eingestellt. Eigentlich ... „Hast du dir die Genomeditierung angesehen?“
„Habe ich angesehen“, sagt Kyle ausweichend.
„Kyle ...?“
„Hör mal, junger Mann, wenn man mein Alter erreicht hat, sind ein paar zusätzliche Jahre nicht so attraktiv, wie man meinen sollte. All meine Freunde sind tot. Der Großteil meiner Familie auch.“ Als wir zusammenzucken, fügt er hinzu: „Ist schon lange her. Meine Frau starb vor einigen Jahren an Krebs, und wir hatten keine Kinder. Mein Bruder starb eine Woche vor der Ankunft an einem Schlaganfall. Diese neue Welt ist interessant. Ich will helfen, aber ich bin erschöpft. Irgendwann ... wäre es nett, sich auszuruhen.“
Ich brumme und lasse das Thema lieber fallen. Vielleicht dränge ich ihn später einmal wieder darauf, aber im Moment lege ich das ad acta. Ich kann es kaum glauben, dass ein Mensch, der in dieser Welt nach dem System über ein Jahr lang überlebt hat, sich einfach hinlegen und sterben will, weil er „erschöpft“ ist. Aber ich muss Kyle einfach vom Gegenteil überzeugen.
„Na ja, was die Abenteurergilde betrifft. Wir haben vier Bewerbungen, und alle haben schon ihre eigenen Leute in der Stadt ...“, sagt Kyle, um das Thema zu wechseln.
Ich schweige und höre mir Kyle und seine Meinungen an. Schließlich bin ich deswegen hierhergekommen. Der Siedlungsbildschirm liefert mir vielleicht Zahlen und Fakten, aber nur die persönlichen Berichte bieten mir auch Kontext.
***
Ich lasse mich erschöpft auf die Couch fallen und bin dankbar dafür, dass das System mein Haus in Whitehorse gut in Schuss hält. Frühsommer in Whitehorse bedeutet, dass um 20 Uhr die Sonne noch hell scheint, welche die Grün- und Blautöne voll herausbringt. Der Übergang von der fast untergehenden Sonne in Kelowna zum hellen Licht von Whitehorse war mir beim ersten Mal etwas verwirrend vorgekommen, aber jetzt scheint es völlig natürlich zu sein. Es ist nur schade, dass Lana mit ihren Tieren im Kamloops geblieben ist, um mehr Zeit mit Mikito zu verbringen. Es ist lästig, mehrere Sprünge zu benötigen, um nach Hause zu kommen, aber das scheint andere mehr zu stören als mich.
Schweigen. Gesegnetes Schweigen. Das durch ein Klopfen an meiner Tür unterbrochen wird. Ich runzle die Stirn, dann noch mehr, als ich auf meiner Minikarte sehe, wer das ist. Ich ignoriere das Klopfen entschlossen.
„John, ich weiß, dass du da drin bist.“ Roxleys Stimme ist gebieterisch und imposant. Nicht weil er mich herumkommandieren will, sondern weil er eben so ist. Dennoch muss ich zugeben, dass diese Stimme bei mir Auswirkungen hat, die man in besserer Gesellschaft nicht erwähnen sollte.
Lord Graxin Roxley. Herzog des Yukon. Der Botenjunge der Herzogin der Pourquoi-Staaten auf der Erde. Eine große, dunkle Mischung aus Muskeln, Adel und Charisma. Jemand, mit dem ich eine Weile lang geflirtet habe – bevor das Schwein mich und die Stadt Whitehorse verriet, indem er sich der Herzogin anschloss. Aber dennoch spüre ich unwillkürlich ein gewisses Interesse daran, ihn wiederzusehen.
„Ich komme rein. Nicht schießen.“
Ich knurre leise und beschließe, dass ich nicht schießen geschweige denn überhaupt aufstehen werde. Stattdessen lege ich meinen Ellbogen und den Arm über die Augen und liege weiter auf der Couch herum. Erst als eine unangenehm lange Zeit vergangen ist, nehme ich meine Hand weg und sehe, dass Roxley sich gegen den Türrahmen lehnt und mich mit einem Blick anstarrt, bei dem es mir ganz trocken in der Kehle wird.
Runter, Junge. Ich habe eine Freundin.
Auch wenn sie angedeutet hat, dass sie nicht völlig abgeneigt wäre ...
Runter, Junge.
Runter.
Ich räuspere mich und verändere meine Position leicht, indem ich mich aufrichte. Der verdammt hübsche Dunkelelf. „Was machst denn du hier?“
Roxley grinst, bevor er sich aufrichtet und sein Gesichtsausdruck ernster wird. „Als Vertreter Ihrer Hoheit auf der Erde möchte ich den Erlöser der Toten in Ihrer Stadt begrüßen und ihn nach seinen Absichten fragen.“
„Ich bin zum Schlafen hier“, antworte ich knapp. „Weißt du, wie schwer es ist, ungestört zu bleiben, wenn ich in meinen Städten bin? Jeder will mit mir reden. Die. Ganze. Gottverdammte. Zeit. Es gibt Leute, die einfach in mein Haus kommen und verlangen, dass ich mit ihr neuestes Lieblingsprojekt anhöre. Roboter für das Kunststoff-Recycling, Sanierung der Spielplätze, eine Subvention galaktischer Sprachen, und so weiter und so weiter.“
„Ich sage dem Jungen immer, wenn er die ersten paar Typen erschießt, wird ihn niemand mehr belästigen“, meint Ali und winkt Roxley zu.
„Ali. Ich glaube, jemand wartet auf dich, oder ...?“, suggeriert Roxley ihm zu gehen, woraufhin der Geist breit grinst, flackert und verschwindet. Wenn ich mich nicht irre, besucht der verdammte Begleitergeist jetzt Roxleys KI, um mit ihr zu tratschen. Ich bin immer noch etwas nervös, was sich da im Backend zwischen den beiden abspielt, aber eine Befragung von Ali hat mir wenige Antworten gebracht.
Verdammter Verräter. Andererseits hat Ali nie verstanden, warum ich Roxleys Taten ablehne.
„Ah. Und du beabsichtigst nicht, dein Territorium zu erweitern?“ Roxley fährt fort, sobald wir allein sind.
„Nicht im Norden, nein“, sage ich und kneife die Augen zusammen. „Und du?“
„Die Herzogin hat erklärt, dass sie nicht die Absicht hat, ihr Gebiet über euren Watson Lake hinaus zu erweitern. Unsere Ziele liegen im Norden und den sich dort befindlichen Ressourcenfeldern und Zonen“, sagt Roxley und winkt ab. „Unser Schwerpunkt liegt auf der Erweiterung der Städte Whitehorse, Anchorage und Fairbanks zu Großstädten, was ihre jeweiligen Kontrollzonen vergrößert.“
„Ich verstehe ...“ Ich kneife die Augen zusammen während ich überlege, wie sehr ich ihm glauben will. Letztlich beschließe ich, ihm tatsächlich zu glauben, vor allem weil ich verstehe, wie viel Arbeit vor Roxley liegt. Es wäre unsinnig, wenn die Herzogin einige niedrigstufige Zonen erobern würde, solange sie die Bereiche in ihrem „Besitz“ noch nicht völlig kontrolliert. Höherstufige Zonen liefern höherstufige Waren, was mehr Geld bedeutet – ganz abgesehen von ihren Einkünften durch den Leveltourismus.
„Ich persönlich bin überrascht, dich wieder hier zu sehen. Machst du dir keine Sorgen über den Waffenmeister?“, sagt Roxley und hebt eine Augenbraue.
„Das ist der Grund, weshalb ich Ali zuerst hierher geschickt habe.“ Ich grinse und zucke dann mit den Achseln. „Ich habe es satt, zu fliehen. Seit meinem letzten Tanz mit ihm habe ich einige Levels hinzugewonnen. Und ich habe sowieso gehört, dass er endgültig weg ist. Ich bezweifle, dass er bald zurückkehren wird.“
„Riskant.“ Roxley seufzt und gibt es auf, mich zu ermahnen. „Und ist das der ganze Grund für deine Rückkehr? Nichts Persönliches?“ Auf meinen ausdruckslosen Blick hin seufzt Roxley erneut. „Na schön, dann biete ich dir als Vertreter Ihrer Hoheit meine Hilfe in Sachen Stadtverwaltung.“
„Warum?“
In seinem Gesicht spiegeln sich kurz Schmerz und Bedauern bezüglich meiner barschen Stimmung, bevor es wieder einen neutralen Ausdruck zeigt. „Deine Präsenz südlich unserer Gebiete wird als für Ihre Hoheit nützlich betrachtet. Du wirst voraussichtlich weniger aggressiv sein als die Sekte oder andere ... äh ... fremde Interessengruppen, die dort erscheinen könnten. Daher nützt uns eine Stärkung deiner Regierung.“
„Toll ...“, sage ich langsam, während ich die Ernsthaftigkeit seines, und ihres, Angebots einschätze. „Und was umfasst dieses Angebot? Credits? Technologie? Vielleicht einige Skill-Kugeln?“
„Leider nichts davon, fürchte ich“, sagt Roxley. „Auch wenn wir dir helfen wollen, muss diese Hilfe verhältnismäßig sein. Momentan können wir nur Ratschläge anbieten.“
„Ratschläge“, sagte ich mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme. „Gut. Ich werde auf jeden Fall um Rat fragen. Doch eigentlich wollte ich hier schlafen ...“
„John ...“
Aber ich habe mich bereits wieder auf die Couch geworfen, mit dem Arm über dem Gesicht wie vorhin. Allerdings drückt die Pose diesmal reine Wut aus.
„Ms. Olmstead reagiert gut auf die Behandlung. Sie dürfte in ein paar Tagen wieder auf den Beinen sein.“
Da er merkt, dass ich nichts sagen werde, seufzt Roxley. Dann höre ich, wie seine Schritte das Haus verlassen. Ich brumme ganz zufrieden, weil ich jetzt wieder allein bin und wegen seiner Nachricht.
Hier, um zu helfen. Haha! Ratschläge, von wegen.
***
Viel später, als meine Wut endlich abgeklungen ist, bin ich ruhig genug, um das zu tun, weshalb ich eigentlich diese Portalsprünge nach Norden unternommen habe. Da ich momentan maximal 1000 km pro Sprung zurücklegen kann, musste ich Portal dreimal wirken – einmal nach Kamloops, einmal mitten in die Wildnis und schließlich hierher. Ich bedauerte, dass ich nicht länger in Kamloops blieb, um Lana und Mikito zu besuchen, aber das hier hatte höhere Priorität. Als ich an die zierliche japanische Samuraikriegerin dachte, versprach ich mir, sie zu besuchen. Da Mikito erst ihren Lehrling und kurz darauf Mel verlor, hat sie sich wieder isoliert. Sie hegt zwar keine Selbstmordgedanken, aber sie ist stiller und zurückhaltender. Deshalb hat Lana ihre Hunde bei ihr gelassen – diese pelzigen Wesen haben eine heilende Wirkung. Anna andererseits ist einfach faul geworden und schläft lieber, statt mit uns auf Abenteuer zu gehen.
Zu viel zu tun und nicht genug Zeit. Ich war so beschäftigt, dass ich mich nicht einmal mit den zahlreichen Nachrichten beschäftigt habe, die ich während des langen und heftigen Gefechts mit der Sekte erhielt. Einschließlich der allerwichtigsten – jener über meinen Levelaufstieg. Mit einem geistigen Befehl lass ich meinen Statusmonitor erscheinen.
Statusmonitor
Name John Lee Klasse Erethra-Ehrengarde
Volk Mensch (M) Level 43
Titel
Monsterschreck, Erlöser der Toten, Duellant
Gesundheit 1970 Ausdauer 1970
Mana 1510 Mana-Regeneration 111 / Minute
Attribute
Stärke 106 Beweglichkeit 187
Konstitution 197 Wahrnehmung 61
Intelligenz 151 Willenskraft 151
Charisma 16 Glück 32
Klassen-Fertigkeiten
Mana-Erfüllung 2 Klingenhieb 2
Tausend Schritte 1 Veränderter Raum 2
Zwei sind Eins 1 Entschlossenheit des Körpers 3
Größere Entdeckung 1 Tausend Klingen 1
Seelenschild 2 Versetzungsschritt 2
Portal 3 Sofort-Inventar* 1
Spalten* 2 Raserei* 1
Elementarhieb* 1 (Eis) Geschrumpfte Fußspuren* 1
Tech-Verbindung* 2
Kampfzauber
Verbesserter schwacher Heilzauber (II) Größere Regeneration
Größere Heilung Manatropfen
Verbesserter Manapfeil (IV) Verbesserter Blitzschlag
Feuerball Polarzone
Frostklinge
Die Teilnahme an so einer wahnsinnigen Schlacht hat meine Erfahrung enorm gesteigert. Schon dadurch, dass ich den Sekten-Vollstrecker praktisch im Alleingang getötet habe, kam ich im Level 40 ganz nach oben. Danach brachten mich die zahlreichen schwächeren Feinde und der Sieg über den Blutkrieger zwei Drittel durch Level 41. Die Eliminierung des Meister-Mediums reichte, um mich auf Level 42 zu bringen und gab mir meinen dritten Titel, sowie Bonuserfahrung.
Titel erhalten
Für den Sieg in einer Schlacht gegen einen Kämpfer zwei Klassenfortschritte über dir hast du den Titel Duellant verdient. Andere werden von jetzt an deine Tapferkeit fürchten. Erhöhter Ruf in bestimmten Kreisen. +10 % Chance für Wirkung sozialer Kompetenzen in entsprechenden Situationen. +5 % gesteigerter Schaden gegen Feinde mit höheren Klassenfortschritten.
Ich pfeife leise, als ich die Auswirkungen des Titels sehe. Mann, das ist echt cool. Natürlich habe ich geschummelt. Zum einem gehörte das Medium zu einer Level-1-Meisterklasse. Zum anderen war es nur einen Klassenfortschritt höher, obwohl das System mich technisch gesehen noch als eine Basisklasse betrachtet, da ich mich noch in meiner ersten Stufe befinde. Deshalb ist mein Titel Monsterschreck so effektiv. Ich schummle.
Danach erfuhr ich ein weiteres kleines Geheimnis, das mich als Eigentümer einer Siedlung betraf. Jede Schlacht in einem erklärten Krieg bietet den Eigentümern dieser Siedlungen einen kleinen Erfahrungszuwachs. Und da dies auf der Gesamtzahl der Getöteten basierte, war das mehr als ausreichend, um mich auf Level 43 zu bringen, wo ich mich jetzt befinde. Das kompensiert fast die Tatsache, dass meine Siedlungen momentan mit der Erklärung „Laufender Krieg“ versehen sind, was meine Kaufmöglichkeiten einschränkt.
All dieser plötzlicher Erfahrungszuwachs bedeutet, dass ich neun freie Attributspunkte und zwei freie Klassen-Fertigkeitspunkte verteilen kann. Da ich nun das Portal nicht so verzweifelt benötige, habe ich die Gelegenheit, mir die Verwendung dieser Klassen-Fertigkeitspunkte gut zu überlegen. Allerdings will ich zuerst sehen, wie ich meine Attribute verbessern kann.
Charisma ist weiterhin mein „Schrottwert“, wie es Jason sagen würde. Aber da ich ja – widerwillig – in die Welt der Politik gezerrt wurde, sollte ich ihn vielleicht etwas erhöhen. Nicht, dass ich die Skills dafür hätte, aber ... ja. Dann haben wir da meine Hauptstützen – die Kampfwerte. Ich habe immer noch das Gefühl, meine Wahrnehmung dessen, was zum Teufel los ist, würde meinen Aktionen hinterherhinken. Das gilt vor allem, wenn ich mich mit dem maximalen Tempo bewege, das mein Körper aushält. Das ist kein Riesenunterschied, aber er existiert. Es spricht einiges dafür, mehr Punkte in Wahrnehmung zu investieren, vor allem da Beweglichkeit und Stärke von selbst ansteigen. Leider gibt es keine Garantie dafür, dass die nächsten paar Punkte das so ändern, wie ich es brauche – statt nur meinen Hörbereich zu vergrößern oder etwas weniger Nützliches zu bieten.
Meine Konstitution ist für mein Überleben absolut notwendig, obwohl ich mehrmals in meinen Kämpfen einen deutlichen Mangel an Mana festgestellt habe. Selbst angesichts meiner enormen Regenerationsrate kann mein Mana mich in diesen langwierigen Gefechten behindern. Es hilft auch nicht gerade, dass so viele meiner Zaubersprüche einen so hohen Manaverbrauch haben.
Ich muss zugeben, dass auch der Wert Glück verlockend ist. Selbst wenn ich nicht so oft auf Abenteuer gehe, ist der Bonus bei der Beute immer nett, auch wenn das nur schwer zu quantifizieren ist. Und es ist eine schöne Idee, dass jemand oder etwas in dieser Hinsicht zu meinen Gunsten wirksam ist. Die Götter wissen, dass ich oft genug erlebt habe, wie das Schicksal einem auf den Kopf scheißt.
Am Ende entscheide ich mich gegen Glück, Beweglichkeit und Stärke. Ich hatte das letzte Mal Beweglichkeit und Stärke erhöht, und das Glück wurde vor einigen Levels etwas gesteigert. Da dieses Attribut so nebulös ist, kann ich es einfach nicht rechtfertigen, ständig dafür Punkte auszugeben. Es war besser, sie in etwas Konkreteres zu investieren.
Während die Willenskraft meine laufende Mana-Regeneration stärkt, überlege ich, meine Intelligenz zu erhöhen, da mir das einen höheren Ausgangspunkt bietet. Ein Punkt Intelligenz bringt mir 10 Mana, was nicht besonders viel zu sein scheint – aber es ist 1/10 eines Versetzungsschritts wert, und diesen Zauber verwende ich sehr oft.
Die Konstitution ist weiterhin eine offensichtliche Wahl. Schließlich bin ich so etwas wie der „Tank“ der Gruppe, was bedeutet, dass man auf mich schießt. Und zwar viel. Darüber hinaus „verschwende“ ich nur ungern Punkte für Charisma, aber es ist klar, dass ich von nun an viel öfter in gesellschaftlichen Situationen sein werde. Dennoch weigere ich mich, die Punkte eines ganzen Levels dafür auszugeben, so dass Wahrnehmung wenigstens einen Punkt erhält. Wenn Jason hier wäre, würde er mich wahrscheinlich kritisieren, dass ich von meiner Konfiguration abweiche, oder ein Generalist bin, aber bisher hat das geklappt.
Ich treffe meine Entscheidung und investiere je drei Punkte in Intelligenz und Konstitution, zwei in Charisma und einen in Wahrnehmung, was alle freien Attributspunkte aufbraucht. Beim nächsten Level werde ich vielleicht einen weiteren Punkt für Glück und Wahrnehmung ausgeben und dann zu Charisma wechseln, wenn ich bei meinen Interaktionen mit anderen Vorteile erkenne.
Andererseits ist es viel einfacher, die Verteilung meiner Klassen-Fertigkeiten festzulegen. Ich habe Sanktum und Einzelkämpfer-Armee seit einiger Zeit gewollt, und jetzt kann ich sie mir kaufen. Daher tue ich das.
Sanktum
Als ultimative Trumpfkarte eines Erethra-Ehrengardisten zur Sicherung des Ziels erzeugt Sanktum einen flexiblen Schild, der alle auf ihn gerichteten Angriffe, feindliche Teleportierungen und Skills blockiert. Auf diesem Skill-Level muss der Anwender die Abmessungen von Sanktum beim Einsatz des Skills festlegen. Wenn der Skill aktiviert ist, kann das Sanktum nicht bewegt werden.
Abmessungen: Maximal 10 Kubikmeter.
Preis: 1.000 Mana
Dauer: 1 Minuten und 3 Sekunden
„Mensch!“ Ich blinzle und starre die Manakosten an. Tausend Mana. Das ist total irre. Selbst mit meinen absolut extremen Werten kann ich das nur einmal wirken. Ein richtiger Erethra-Ehrengardist, der auf die normale Art aufgestiegen ist, kann das bestenfalls zweimal einsetzen. Und die Dauer ist nicht einmal so toll.
„Junge, nur um das klarzustellen, da ich wie immer eine Zusammenfassung der tatsächlichen Systembeschreibung biete – dieser Skill blockiert alles. Jemand könnte einen Orbitalangriff auf dich herabfallen lassen, kombiniert mit einem Drachenfluch, und nichts würde durchkommen“, sagt Ali.
„Alles?“
„Alles.“
„Verdammt ...“, sage ich und starre die Beschreibung an. „Und was ist mit den drei Sekunden?“
„Ich denke, dass wir bei dem hier etwas Präzision brauchen“, betont Ali.
Ich überlege mir das und nicke. Ja, ich verstehe, warum ein exakter Wert nötig ist, wenn ich wissen will, wie lange ich unbesiegbar bleibe. In den meisten anderen Fällen ist das viel weniger relevant.
Einzelkämpfer-Armee
Die gefürchtete vorletzte Kampf-Fertigkeit der Ehrengarde, Einzelkämpfer-Armee, baut auf vorherigen Skills auf und ermöglicht es dem Benutzer, einen beeindruckenden Angriff auf seine Feinde durchzuführen.
Wirkung: Einzelkämpfer-Armee ermöglicht das Projizieren von (Anzahl der mit Tausend Klingen beschworenen Waffen * 3) Klingenhieb-Angriffen bis zu 200 Meter vom Anwender entfernt. Jeder Angriff wirkt 2 * Klingenhieb-Levelschaden (inklusive Mana-Erfüllung und Bonus für seelengebundene Waffe).
Preis: 750 Mana
Ich muss zugeben, dass es einen Moment dauert, bis ich das nachgerechnet habe. Im Grunde sind das drei beschworene Tausend Klingen mal drei, also neun Angriffe, die jeweils das zweifache Äquivalent des Angriffs meiner seelengebundenen Waffe darstellen. Und Momentan wirkt diese etwas über 100 Punkte Schaden. Das sind also zehn Angriffe – einschließlich meines ursprünglichen Schwertangriffs – die jeweils 200 Schadenspunkte erzeugen, und die ich mit Flächenwirkung oder gezielt einsetzen kann. Anders gesagt könnte ich mich mit einem Angriff fast selbst umlegen, was nicht einmal externe Effekte wie Rüstung oder Zielerfassung einbezieht. Und das ist nur der erste Schritt.
„Jesus ...“, fluche ich. Wenn ich das in unserer letzten Schlacht gehabt hätte ... aber andererseits hätte ich meine Freunde ohne Portal Level 3 nicht mitbringen können. Na ja, nicht sehr einfach, da meine Reichweite deutlich geringer gewesen wäre.
Und ehrlich gesagt ist der nächste Level von Portal ebenfalls verlockend. Das würde mit etwa 4000 Kilometer mehr Reichweite bieten, was eine Menge ist. Ich könnte einfach von Whitehorse nach Los Angeles springen – vorausgesetzt, dass ich vorher dorthin gereist war.
„Diese Skills sind extrem mächtig“, murmle ich.
„Ach ... du solltest mal Mikes vorletzte Fertigkeiten sehen. Du hast ja seine Sphäre des Schutzes erlebt. Sie gab allen Verbündeten innerhalb der Blase einen Bonus von 30 % auf alle Widerstandsarten“, sagt Ali.
Plötzlich merke ich es. „Du bist wieder da?“
„Wir brauchen zum Reden nicht so lange wie ihr Fleischsäcke, Jungchen.“
Ich seufze und halte den Mund, während ich mich auf die Couch sinken lasse. „Arschloch.“
Schlafen. Ich bin hier, um zu schlafen.
Product Details
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Release Date:
Pages: 436
Genre: LitRPG Sci-Fi
eBook ISBN: 9781989994931
Language: German
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About Die brennende Küste (Die System-Apokalypse #5)
Signiert von Tao Wong. Dieser Artikel wird in 4-6 Wochen versandt, je nach Lagerbestand und externen Versandfaktoren.
Die Flammen der Freiheit verzehren alle, Leibeigene wie Herren
John, der widerwillige Eigentümer der Siedlungen in British Columbia, stellt mit seinen Freunden die Speerspitze der Armee der Menschen an der nordamerikanischen Westküste dar. Allerdings haben seine Feinde diesen wachsenden Machtfaktor bemerkt und bringen Verstärkungen heran, um ihn und seine Verbündeten abzuschneiden, bevor sie zu stark werden.
Sobald Politik und unschuldige Leben auf dem Spiel stehen, bemerkt John, dass die Ehre ein Hindernis auf dem Weg zum Sieg sein kann. Er muss sich in den gefährlichen Gefilden der galaktischen Politik zurechtfinden, die Interessen der Menschen vertreten und dabei stets versuchen, weder seine Werte zu verraten, noch weitere Freunde zu opfern.
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